Monday, February 23, 2009

Auswandern 101

"Auswanderung oder Emigration (von lat. ex hinaus; migrare wandern) ist das Verlassen des Heimatlandes auf Dauer."

Meine liebe Leserin Flumina hat mich bei meinem vorletzten Eintrag gebeten, doch mal genauer zu schildern, was mir in den USA nicht geafellt und wo ich mein Niveau runterschrauben musste.
Also zu erst mal muss ich sagen, es gibt nichts, dass ich in den USA absolut nicht ausstehn kann. Auch wenn viele Auswanderer klagen hoere wie bloed doch manche Dinge hier sind und wie inkompetent die Amerikaner zum Teil sind....ich liebe die USA nach wie vor und ich fuehle mich niergendwo so sehr daheim wie hier.

Ich denke es gibt 3 Hauptgruende fuer all das Gejammere:

1. Falsche Erwartungen / falscher Auswanderungsgrund
Ich unterhalte mich oft mit anderen Auswanderern und moechte wissen aus welchem Grund sie in die USA gekommen sind. Ebenso interessieren mich die Auswanderungsgruende von Leuten, die noch in der Heimat sind und ihr Leben lang davon traeumen in die USA zu ziehn. All zu oft kriege ich zu hoeren: "Hier (in D.) ist alles scheisse...." oder "D. hat mir nichts mehr zu bieten" etc. Ich weiss nicht jeder teilt meine Meinung aber da dies mein Blog ist, kann ich meine Meinung ja kund tun. ;-) Ich denke die Leute wandern aus dem falschen Grund aus. Wenn man von Problemen im Heimatland davon laeuft hat man doch keine Garantie, dass es in den USA besser wird. Ich bin nicht ausgewandert weil ich es in D. bloed fand. Ich bin ausgewandert weil ich es in den USA schon immer viel toller fand. Wer wegen bloeden Dingen ein Land verlaesst, der wird im neuen Land in den meissten Faellen eine boese Ueberraschung erleben...denn Probleme und bloede Dinge gibt es ueberall. Ich sage nur Versicherungen, Arbeitslosengeld, Mindestloehne, hohe Arztkosten die man selbst zahlen darf etc. Wie stellen die Leute sich die USA denn vor?! Hier fliessen doch nicht Milch und Honig. Ich war lange ohne Krankenversicherung weil sie von meim 1. Arbeitgeber erst nach einigen Monaten angeboten wurde und die Versicherung die ich dann hatte konnte man eigentlich vergessen weil die Selbstbeteiligung so hoch war und Augenaerzte und Zahnaerzte nicht included waren.
Leider kommen viele Auswanderer mit falschen Erwartungen in die USA (ebenso in andere Laender). Ja, in der "neuen Welt" ist halt alles besser.


2. Heimweh
Von den Befragten ist die Mehrheit hier, weil der amerikanische Partner (egal ob Militaer oder nicht) wieder in die USA wollte/musste und sie wegen ihm/ihr mitgekommen sind. Es kann also sein, dass er/sie nie auf die Idee gekommen waere das geliebte Deutschland zu verlassen, wenn der Ehepartner nicht waere. In diesem Fall tritt ganz oft das Heimweh ein und das relativ schnell. Vor lauter Heimweh sieht man nurnoch die schlechten Sachen und kann sich nicht auf die guten Dinge (egal wie gross oder klein) konzentrieren. Ich find das schade, denn viele Leute verpassen dadurch ein tolles Leben, dass sie hier haben koennten. Aber wenn man halt nicht ohne Familie und Freunde aus D. sein kann, dann hat wohl alles keinen Sinn und es muss halt eine Loesung gefunden werden die fuer beide Ehepartner bzw alle Familienmitglieder ok ist.


3. Miesepeter
Und dann gibt es da noch die Gruppe der Miesepeter..oder Miesepetras. ;-) Das sind die Leute denen keiner irgendwas recht machen kann und sie sind von Natur aus gegen alles und jeden. (Beispiele gibts in ein paar Folgen von "Mein Neues Leben" auf Kabel 1.) In Deutschland ist alles scheisse und in den USA ist auch alles scheisse. Da bleibt wohl nur eins uebrig: pick the lesser evil...oder zieh auf den Mond!


Fazit: Wer in die USA auswandern will und hier auch gluecklich werden will, muss tollerant sein und sich anpassen koennen. Sturboecke die sich absolut nicht veraendern wollen und sich immer nur beschweren, weil das halt leichter ist als mal den Hintern hoch zu kriegen und was an seiner /ihrer Lebenslage zu veraendern, haben meiner Meinung nach hier nix verloren.


Und nun zu mir ;-)

Dinge an die ich mich gewoehnen musste waren Dinge wie Unzuverlaessigkeit. Als wir nach Huntsville zogen mussten wir 1 Woche auf den Teppichreinigermenschen warten, obwohl die Verwaltung sagte, er wuerde am Tag vor unseres Einzuges alle Boeden sauber machen. So konnten wir also eine Woche lang keine Moebel aufstellen. Was anderes ist z.B. die Puenktlichkeit. Aber auch da hab ich mich dran gewoehnt. Ich bin nach wie vor immer puenktlich und werde das auch weiterhin bleiben. Ich stehe den Amerikanern und ihrer Lebensweise mittlerweile gelassener gegenueber. ;-)

Mein Niveau musste ich etwas herunterschrauben als ich den Zustand mancher Wohnungen/Haeuser sah hier. Aus Deutschland war ich halt Qualitaetsarbeit gewoehnt und hier sind die Wohnungen zum Teil sehr schlecht isoliert, die Tueren sind schief..oder in meinem Haus z.B. ist der ganze Boden schief. lol Im Buero und im Esszimmer rollen Stifte, Baelle etc nach rechts und im Schlafzimmer und in der Kueche rollt alles nach links. Das sind eigentlich alles kleine Dinge die mir das Leben nicht wirklich schwerer machen aber fuer Leute die nicht tollerant sind oder sich nicht anpassen koennen sind das halt Gruende zum "Amis nicht leiden koennen". ;-)

Achja...das liebe Geld moechte ich auch noch kurz erwaehnen. Ich arbeite hier zum Teil haerter als in Deutschland und verdiene sehr wenig im Vergleich. Es war schwer einen gescheiten Job zu finden, vorallem in der momentanen Arbeitsmarktlage. Darum hab ich auch das 1. Jahr einen Job gehabt den ich zum Teil nicht mochte und hab ihn gemacht weil es halt nicht anders ging. Das Geld musste ja irgendwo herkommen. Wenn man ein neues Leben in einem anderen Land anfaengt darf man nicht waehlerisch sein.

Ich liebe mein Leben in den USA und will es nicht gegen ein anderes eintauschen. Und anstatt auf Kleinigkeiten zu achten die mich nerven, erfreu ich mich lieber an den schoenen Dingen die der Alltag in den USA so mit sich bringt. You just have to be able to see them. :-)

8 comments:

Tanja, Herbert + Kinna von Ducati said...

Hallo Alex!
Ich moechte hier auch meine 2 cents dazugeben, wenn es recht ist :)
Ich bin immer wieder erstaunt, wer alles so "auswandert". Wie kann man, wenn man erst ein bis fuenfmal irgendwo im Urlaub war, sagen "ich wandere aus"? Meiner Meinung nach kann ich erst entscheiden, ob ich in dem Land fuer immer leben will, wenn ich den Alltag und das ganze drum herum wirklich kennengelernt habe. Und das dauert doch etwas laenger als 4 Wochen im Jahr.
But whatever! Ich bin hier, weil ich mich in meinem ersten Urlaub in das Land verliebt habe und immer mal fuer eine Weile hier leben wollte. Nun sind es bald 2 Jahre und ich liebe es noch immer und doch...es gibt hier auch viele Dinge, die mir nicht gefallen. Am schlimmsten finde ich, dass dieses Land (das sich selber eine Weltmacht nennt), es nicht auf die Reihe kriegt, ein vernuenftiges Krankenversicherungs- (fuer alle) oder funktionierendes Recyclingsystem einzufuehren. Ich fuer meinen Teil bin nicht ausgewandert sondern nur umgezogen. Wer weiss, wo es mich irgendwann noch hinverschlaegt - doch im Moment ist California genau der Ort, an dem ich leben will!
Jeder sollte sich bewusst sein, dass die USA zwar das Land der unbegrenzten Moeglichkeiten ist aber doch noch lange kein Schlaraffenland.
LG aus OC California
Tanja

Anonymous said...

Schön gesagt! Bin Deiner Meinung.
Schaue die Auswanderer-Serein ab und zu an, anfangs waren die ganz gut, mittlerweile sind mehr nervige Leute zu sehen als gute.
Am meisten nervt es mich immer wenn die Leute ohne die Sprache zu sprechen irgendwohin gehen. Oder noch besser: ohne Visa!!! Die meinen dann immer das ergibt sich schon alles wenn wir dann dort sind.
Oh man, deren Gottvertrauen möcht ich haben,...

Alex said...

Tanja, da gebe ich Dir Recht. Man kann den Alltag nicht kennen wenn man bloss mal 2-3 Wochen im Urlaub war. Viele Leute gucken sich zudem irgendwelche Serien an und wollen auswandern weils im TV so toll aussieht. Da kann ich mir nur an den Kopf langen.
Ich bin mir jedoch nicht sicher, wie ne Familie z.B. den Alltag in den USA kennen lernen koennte, bevor sie auswandern..das waere als einzelner schon einfach..z.B. mit Auslandssemester oder Praktikum. Aber als Familie? Bei manchen Familien klappts, und bei anderen nicht. Ich denke das kommt auch immer auf die Erwartungen an. Manche Erwartungen an das neue Land und Leben sind total unrealistisch.
Und bevor man vom Auswandern traeumt sollte man zumindest einmal in dem Land gewesen sein. ;-)
Ich hoffe, dass die Amerikaner iiiiirgendwann mal ein gescheites Gesundheitssystem haben werden, was ich allerdings bezweifle. :-/ Was ich auch wichtig faend waere das Bildungssystem "umzubauen", sodass mehr Leute die Chance haben aufs College zu gehn, ohne hinterher bis in den Grund und Boden verschuldet zu sein...oh ja und das Credit History System...von dem will ich mal garnicht anfangen. ^^ Aber damit hatte ich bisher noch keine Probleme. Darum hab ichs nicht genannt in meinem Eintrag. ^^

Steffi, ja ich kanns au nich glauben wie Leute auswandern koennen ohne die Sprache zu kennen. Hab ein Paar gesehn dass nach Thailand ging. Da hatte sie zumindest schon in D. Thai gelernt, das fand ich gut.

Anonymous said...

Alex, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! ;-) :-)

Anonymous said...

Hi Alex, bin mal wieder ueber deinen Blog gestolpert. Bin seit knapp 6 Wochen in den Staaten und ja der Liebe wegen. Hatte D aber schon vorger verlassen und lebte in Spanien, also derzeit vermisse ich Spanien ;-) Deinen Gruenden stimme ich voll zu, bin viel alleine da noch keine SSN / keine Arbeit / keine Volunteertaetigkeit, und die USA waren das letzte Land in dem ich leben wollte, aber nun bin ich hier und werd mich integrieren. Zuverlaessigkeit u Qualitaet im allgemeinen vermisse wie Du. Aber nun ist mein neues Heimatland und letztlich habe ich es gewaehlt. Sonnige Gruesse aus Tampa, FL, Paula

Die Mainzer said...

Hallo Alex,

sehr schoen geschrieben! Ich kann bei diesen Auswanderer Serien auch echt nur den Kopf schuetteln. Frage mich wirklich immer wieder wie die Leute so unvorbereitet auswandern koenne mit null plan von nix.... Als Zuschauer finde ich das ja doch koestlich, aber da wundert man sich nicht das es eine Fernsehserie "Die Rueckwanderer" gibt (die konnte ich leider noch nie sehen, da die irgendwie im Internet nicht gezeigt wird...)

Liebe Gruesse aus CO
Martna

Helena + Helge said...

Ich kann dir in allen punkten nur zustimmen.

Wir sind auch hergezogen, nachdem wir ein jahr in 2002 hier verbrachten, arbeiteten, studierten, mit amerikanern interagierten...und uns entschlossen, dass wir uns hier wohler fuehlten. Wir hatten ein gutes Leben in deutschland, wollten aber hier leben und sind mit unserer entscheidung immer noch sehr zufrieden.

in d haben uns viele missverstanden. man hat uns immer unterstellt, dass wir deutschland schlecht machen wuerden, nur weil wir uns so positiv und begeistert ueber unseren einjaehrigen aufenthalt in amerika aeusserten.
das war echt enttaeuschend!

lg
helena

i-love-nyc-schaanel said...

Das mit den Gründen für eine Auswanderung, hast du vortrefflich beschrieben.



Ich sehe das 100 %ig so wie du...